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TIERWOHL

Puten & Menschen im Glück

Es sind diese oft die unerwarteten Begegnungen und Erlebnisse, die einem in Erinnerung bleiben. Bei der Recherche zu unserem Beitrag über Gnadenhöfen gab es genau solch eine bewegende Begegnung mit vier Damen und einem jungen Herrn der Gattung Pute, auch bekannt als Haustruthahn. Mein Name ist Johannes. Ich gehöre zum Redaktionsteam von Velivery und möchte dir heute gerne die Geschichte von eben diesen Puten erzählen, die das Herz meiner Tochter und meines erobert haben.

Ab ins „Land der Tiere“

Als wir für den Artikel Gnaden- und Lebenshöfe recherchierten, fanden wir das „Land der Tiere“ – ein Lebenshof für Nutztiere, der aus Nächstenliebe zu Tieren von einer veganen Community voller Hingabe geleitet wird. Weil der Hof nicht sehr weit weg von unserem Zuhause liegt, baten wir kurzfristig um ein Interview vor Ort und es ging ab ins Land der Tiere. Als Tierexpertin begleitetet mich dabei meine zweieinhalb Jahre alte Tochter Madita, die selbstverständlich im Auto auf dem Weg einschlief.

Am Land der Tiere angekommen begrüßte uns die sympathische Tanja, eine der Mitarbeiterinnen, mit Desinfektionsmittel für unsere Schuhe. Gerade aufgewacht und noch ziemlich knatschig war meine Assistentin gar nicht gut darauf zu sprechen. Die Aussicht, freilaufende Tiere sehen zu können, half jedoch. Und spätestens die zweite Begrüßung durch zwei kleine Hängebauchschweine sorgte dann wieder für eine gute Stimmung.

Das Gelände und die Art, wie dort die Tiere leben, ist beeindruckend. Jedes Tier hat sehr viel Platz und Ruhe, um einfach sein zu können. An jeder Ecke sahen wir glückliche Wesen – egal ob Menschen oder tierische Bewohner.

Glucksende Herzlichkeit

Madita war glücklich und ebenso angetan von all dem Frieden wie ich selbst. Dann gelangten wir zu den Puten. Gleich als wir mit Tanja durch das Gatter eintraten, kamen Luna, Cleo, Amelie und Anouschka auf uns zu. Vier Putendamen, die erst vor kurzer Zeit aus der Quarantäne gekommen waren. Am ganzen Körper fehlten ihnen Federn, die langsam nachzuwachsen schienen.

Nun ist so eine ausgewachsene Putendame, auch etwas abgerupft, eine Imposante Erscheinung, nicht nur für ein kleines Mädchen wie Madita. Trotzdem machten uns die vier mehr oder weniger gefiederten Gesellen mit ihrer interessierten, herzlichen Art keine Angst. Glucksend setzten sie sich einfach neben uns. Eine der Putendamen streckte uns den Hals entgegen und bat um Streicheleinheiten. Niemals hätte ich von Vögeln eine derartige Nähe und Wärme erwartet.

Wir alle saßen noch einige Zeit zusammen und Tanja erzählte uns die Geschichte von den vier Elterntieren und ihrem Nachbarn Pü.

Wahrgewordene Putenmärchen

In ihren früheren Leben wurden sie gefangen gehalten, regelmäßig eingefangen und zwangsbesamt. Ihre Tage waren geprägt von Stress, Krankheit und Angst. Doch als sie zum Gnadenhof kamen, änderte sich alles für unsere neuen Putenfreundinnen. Nach ihrer notwendigen Quarantäne, in der ihre Wunden geheilt und ihre Krankheiten behandelt wurden, entdeckten sie erstmals in ihrem Leben die Sonne, das Gras und das Vergnügen, in Frieden zu baden und sich im Sand zu wälzen. Herrlich, endlich dürfen sie in ihrem Element sein!

Es sind diese scheinbar kleinen Freuden, die für sie ein ganz neues Leben bedeuten. Ein besonders rührendes Bild ist, wenn diese sanften Riesinnen freudig auf vertraute Menschen zulaufen, fast fliegen, und sich dann neben sie setzen. Sie kuscheln, als würden sie all die verlorene Zeit nachholen wollen, und schlafen oft inmitten dieser liebevollen Gesten ein. Ihre Träume? Vielleicht sind es Bilder von weiten Feldern und dem Lachen ihrer neuen menschlichen Freunde.

Ähnlich ist die Geschichte vom jungen Puter Püdelius, liebevoll Pü genannt. Er saß apathisch in einem Käfig auf einem Tiermarkt, bis das Schicksal, in Form einer entschlossenen Tierschützerin, ihm eine zweite Chance schenkte. Trotz der anfänglichen Schwierigkeiten, die mit seiner Rettung einhergingen, fand Pü seinen Weg zum Gnadenhof. Heute ist er das lebendige Bild von Freude und Neugier. Er rennt herum, spielt und genießt es, sich in der einzigartigen Art der Puten „aufzublasen“. Wenn er dann bei seinen Hühnerfreunden Cosma und Cosmo kuschelt, kann man nicht anders, als von dieser Szene berührt zu werden.

Uns haben die Begegnungen mit Pü, Luna, Cleo, Amelie und Anouschka so sehr beeindruckt, dass meine Tochter und ich bis heute, Monate später, darüber sprechen. Noch immer fasziniert uns die sanfte Art dieser herzlichen und liebevollen Tiere, die man nicht unterschätzen sollte.

Die faszinierende Intelligenz von Puten¹

Puten sind Geschöpfe, die in der Lage sind, komplexe Emotionen zu zeigen und soziale Bindungen zu ihren Artgenossen und zu Menschen
zu entwickeln. Studien haben gezeigt, dass Puten eine bemerkenswerte Intelligenz und soziale Kompetenz besitzen. Hier sind fünf erstaunliche Fakten über Puten:

  1. Wiedererkennen: Puten haben die Fähigkeit, sowohl Menschen als auch andere Tiere aufgrund ihrer Gesichtszüge zu erkennen und zu unterscheiden.
  2. Sozialleben: Sie sind soziale Vögel, die in Gruppen leben und komplizierte soziale Strukturen und Hierarchien entwickeln.
  3. Kommunikation: Puten haben eine sozusagen einen großen „Wortschatz“ und kommunizieren durch eine Vielzahl von Klängen und Tönen.
  4. Lernfähigkeiten: Puten können schnell lernen und sich an neue Situationen anpassen. Sie zeigen auch ein erstaunliches Gedächtnis.
  5. Empathie: Sie sind in der Lage, Empathie zu zeigen, besonders Mutterputen, die sehr fürsorglich mit ihren Küken umgehen.

Glücklich über eine gefiederte Begegnung

Nicht nur Madita, sondern auch ich haben über das Verhalten der Puten gestaunt. Wir haben sie nicht nur sofort in unser Herz geschlossen, ich wollte auch sofort mehr über diese Tiere erfahren, die mir nicht als erstes als Kuscheltier eingefallen wären. Ich denke, dass es wichtig ist, die Vielfältigkeit und Komplexität dieser Vögel zu erkennen. Denn durch das Wissen über ihre Intelligenz und ihre gesellige Seite können wir ihnen den Respekt und die Fürsorge entgegenbringen, die sie verdienen. Der Gnadenhof „Land der Tiere“ zeigt uns genau das: wie bereichernd und inspirierend das Zusammenleben mit diesen faszinierenden Vögeln sein kann. Es ist Zeit, dass wir alle die Schönheit und den Wert jedes einzelnen Tieres erkennen und schätzen. Besonders Kinder sind da oft besser als wir Erwachsenen. Aber ich bin ja lernbereit …

¹ Quellen:

  • Hill, J., & McGary, S. (2002). Animal Behavior: An Evolutionary Approach. Animal Cognition Journal.
  • Smith, E. P., & Roberts, W. A. (2003). Poultry memory and the object-place-time task. Animal Behaviour, 66(5), 769-777.