TIERWOHL
Marienkäfer – GLÜCKSBRINGER UND GÄRTNERFREUND
Wie niedlich! Oh guck, ein Marienkäfer! …
Fast alle Menschen lieben Marienkäfer. Etliche Dichter bis hin zu den Brüdern Grimm haben ihn in ihren Gedichten und Geschichten besungen. Er hat es sogar zu einem der wichtigsten Glückssymbole gebracht. Richtig glücklich schätzen sich außerdem alle Gartenfans, wenn der kleine Kerl in ihrem Pflanzenparadies heimisch ist. Deshalb heißt er auch Glückskäfer. Was dem Mai sein Maikäfer, ist der Marienkäfer für den Juni … Dann werden mancherorts sogar Marienkäferfeste gefeiert. Erfahre in unserem Beitrag, warum das so ist und viele weitere erstaunliche Fakten über das possierliche, bepunktete Tierchen.
Klein und rot mit schwarzen Punkten?
Gerade groß ist dieser Glücksbringer ja nicht, aber umso hübscher und beliebter. Mit nur etwa sieben Millimeter Größe fällt der Käfer vor allem durch seine meist rote Farbe und die schwarzen Punkte auf seinem halbrunden Körper auf. Doch halt, nicht alle Marienkäfer sind rot!
Tatsächlich gibt es sie in verschiedenen Farben wie Gelb, Rot, Orangebraun oder Schwarz mit jeweils andersfarbigen Punkten. Die Punktezahl richtet sich nach der Art. Besonders häufig bei uns ist der Siebenpunkt-Marienkäfer. Bei ihm sitzen je drei schwarze Punkte auf den beiden Deckflügeln und der siebte in der Rückenmitte. Vier Flügelchen, sechs Beinchen und zwei Fühler … fertig ist der Marienkäfer. Nur zwei der Flügel, die dünnen, dienen ihm übrigens zum Fliegen. Sie werden geschützt von zwei härteren Deckflügeln, wenn er gerade mal nicht fliegt.
Der Siebenpunkt-Marienkäfer (Coccinella semptempunctata) kommt auf mehreren Erdteilen vor: So ist er in Europa, Asien, Nordafrika und Nordamerika beheimatet. Finden kannst du ihn auf Wiesen, an Waldrändern und natürlich im Garten. Aber seit einiger Zeit bekommt der kleine Kerl heftige Konkurrenz aus Asien …
Käfer-nimmersatt
Ein bekannter Verwandter unserer Marienkäfer ist der asiatische Harlekin-Marienkäfer. Dieser hat eine sehr variable Färbung, meist von hellgelb bis Rot, aber auch bis Schwarz. Ursprünglich stammt er aus Japan und China. Die M-förmige Zeichnung auf seinem Kopfschild unterscheidet ihn von einheimischen Verwandten.
Der asiatische Cousin unseres Marienkäfers gilt jedenfalls als noch „gefräßiger“. Gerade deshalb hat man ihn seit ungefähr den 1980er Jahren in europäischen Gewächshäusern eingesetzt, um Blattläuse zu bekämpfen. Diese Aufgabe hat er auch auf Beste erfüllt. Vermutlich sind etliche Käfer ausgebüxt und vermehren sich seit den 2000er Jahren in Europa und den USA sehr stark. Wie diese Koexistenz der beiden Marienkäferarten ausgehen wird, steht noch in den Sternen.
So nützlich sind Marienkäfer
Ob einheimisch oder zugewandert, nützliche sind alle Marienkäfer. Die erwachsenen Käfer, vor allem aber die Larven haben einen enormen Appetit auf Blattläuse. Sie fressen aber auch Spinnmilben, Wanzen, Fransenflügler, Käfer- und Blattwespenlarven. So sind die kleinen Helfer äußerst gern gesehene Gäste in der Landwirtschaft und in Gärtnereien.
Wird es im Herbst kalt, überwintern Marienkäfer in Moos oder Laub. Wenn es im Frühjahr wieder warm wird, krabbeln sie aus ihren Verstecken. Frisch geschlüpft sind die Marienkäfer-Larven leichte Beute für größere Insekten oder Vögel. Sobald die Käferlarven schlüpfen, verbringen sie ihr Leben hauptsächlich damit, Blatt- und Schildläuse zu fressen. Wenn sie wachsen, häuten sie sich. Meist drei Mal, ehe sie sich verpuppen und zu den schönen Marienkäfern werden. Gefressen werden erwachsene Käfer dann kaum, da sie bei Gefahr eine bitter schmeckende Flüssigkeit absondern, die ihre Fressfeinde in die Flucht schlägt.
Den “lausigen” Appetit der Marienkäfer machen die Menschen sich für die biologische Schädlingsbekämpfung zunutze. Dabei ist der asiatische Marienkäfer auch heißes Klima gewöhnt und kann seinen Hunger auch in Gewächshäusern stillen. So sind die Glückskäfer kleine und doch großartige Helfer von Pflanzenfans, Gärtner:innen sowie Bauern und Bäuerinnen rund um den Globus.
Vorausgesetzt, die Landwirt:innen verstehen es, die Artenvielfalt an Pflanzen rund um ihre Felder zu erhalten und dem Marienkäfer damit ausreichend Futter zu bieten, dann können sie sogar den Einsatz von Insektizide gegen Läuse reduzieren. Das hat die Universität Würzburg in einer Langzeitstudie herausgefunden: https://www.uni-wuerzburg.de/aktuelles/pressemitteilungen/single/news/weniger-insektizide-durch-natuerliche-raeuber/
Fliegendes Glückssymbol
Vielleicht fragst du dich nun, weshalb der Siebenpunkt-Marienkäfer eigentlich als Glücksbringer gilt. Nun der Name Marienkäfer wird von der Jungfrau Maria abgeleitet. Im Englischen heißt er daher Ladybird (UK) bzw. Ladybug (USA). In ihrem Auftrag nämlich, so glaubten die Menschen, vertilgen die kleinen Käfer als „Nützlinge“ die sogenannten „Schädlinge“ und sichern damit eine gute Ernte. Quasi nebenbei würden die freundlichen Käfer noch vor vielfältigem anderem Unheil schützen, Kranke heilen und besonders Kinder behüten. Das hat auch mit ihren sieben Punkten zu tun, galt die Zahl sieben doch seit jeher in der Mythologie als Glückszahl.
Auch in Schweden (hier heißt er „Marias Schlüsselmagd“) soll der schöne Krabbler Glück bringen. Und in Südfrankreich heißt es: landet ein Marienkäfer auf einem Mann, steht seine Hochzeit bevor. Heute ziert der Marienkäfer als Glückssymbol allerlei Ware und Glückwunschkarten. Am schönsten ist es dennoch, so finden wir, ihn draußen zu erleben. Und manchmal verirrt er sich auch zu uns in die Wohnungen.
8 Fakten über den Marienkäfer
1. Stimmt es, dass die Anzahl der Punkte die Lebensjahre des Marienkäfers anzeigt? Das ist ein Mythos und stimmt nicht. In der Regel werden Marienkäfer ein Jahr alt. Manche auch zwei bis drei Jahre. Die Punktezahl richtet sich schlicht nach der Art.
2. Wie viele Punkte hat er nun? Der bei uns heimische Siebenpunkt-Marienkäfer trägt sieben Punkte. Andere Arten, wie der Zweipunkt-Marienkäfer nur zwei, wieder andere wie der 22-Punkt-Marienkäfer besitzen 22 Punkte. Hier hilft der Name definitiv weiter. 😉
3. Was meinst du, wie viele Arten Marienkäfer es gibt? 3 vielleicht? Oder 5? Weit gefehlt! Allein in Deutschland gibt es über 70 verschiedene Marienkäfer-Arten und weltweit sind es sogar ca. 5000 Marienkäfer-Arten!
4. Was ist die Superpower der Marienkäfer? Das ist ganz eindeutig: Blattlauslarvenvertilgen ist ihre herausragende Fähigkeit. So frisst eine Larve in ihrer Entwicklungszeit etwa 400 Blattläuse, ein Käfer während seines Lebens sage und schreibe bis zu 5000.
5. Warum ist der hiesige Marienkäfer rot? Das ist eine Signalfarbe. Damit warnt der Maienkäfer seine Fressfeinde.
6. Wusstest du, dass der Marienkäfer nicht besonders gut fliegen kann? Er hat nicht gerade eine aerodynamische Form. Seine kleinen Beinchen lassen zudem nur ein Trippeln zu. Da er sich vorrangig von wenig wehrhaften Blattläusen ernährt, macht das nichts aus. Allerdings haben Blattläuse gefährlichere Verbündete: die Ameisen. Tatsächlich verteidigen die Ameisenkumpels „ihre“ Läuse gegen Marienkäfer. Doch kein Problem: bei einer Ameisenattacke kann der Marienkäfer seine Beinchen zum Schutz unter die Flügeldecken stecken. Nun bewährt sich seine glatte, runde Körperform, da diese den Ameisen kaum Angriffsfläche bietet. So ist er also perfekt angepasst, wie wir es immer wieder staunend in der Natur beobachten können.
7. Marienkäfer sind Einzelgänger? Ja und nein. Sie können auch in Schwärmen auftreten. Um sich ein Winterquartier zu suchen, versammeln sie sich im Herbst in Schwärmen. An den letzten Sonnentagen in unseren Breiten, begeben sie sich auf Wanderflug in südliche, wärmere Regionen oder suchen sich hier gute Plätze zum Überwintern. Das können Mauerritzen, andere Hohlräume oder auch Laubhäufen. Daher lieben sie naturnahe Gärten!
8. Was mag der Marienkäfer nicht? Wenig begeistert scheinen Marienkäfer von Lavendel, Lorbeerblättern und Kampfer. Will man hingegen Marienkäfer anlocken, ist es sinnvoll, sich für naturnahen Wiesen mit Hecken, Sträuchern und Wildkräutern zu engagieren. Besonders betören ihn Minze oder Korn- und Ringelblume. Der Marienkäfer dankt es uns , wenn wir uns für naturbelassene Grünflächen einsetzen.
Vielleicht tragen diese Fakten über das goldige Insekt dazu bei, dass du dich noch mehr freust, wenn dir demnächst ein oder gar gleich mehrere Marienkäfer ins Leben flattern. Wünsch dir was – denn du weißt ja: Marienkäfer bringen Glück!