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V-STORY

Die Burren-Story: ein wahres Schweizer Tiermärchen

Vom Viehbauern zum Lebenshof-Visionär

Die Burrens haben über Generationen auf ihrem Bauernhof in der Nähe von Bern gelebt, Tiere gehalten und … geschlachtet. Als Sohn Tobias übernahm, sollte alles anders werden. Vor allem für die Tiere. Dabei sieht der idyllisch gelegene stattliche Bauernhof in satt grüner Landschaft auf den ersten Blick nicht viel anders aus als traditionelle Höfe. Wir haben mit Tobias Burren gesprochen und Spannendes erfahren, das ein bisschen wie im Märchen klingt und doch realer Alltag für ihn und seine Frau Christine geworden ist mit viel Arbeit und ebenso viel Zufriedenheit. Für alle, die Familien- und Tiergeschichten mit Happyend mögen.

Wendezeit am Schweizer Bauernhof

Seit 2024 ist der Burrens-Hof in Liebwil in der Schweiz ein Lebenshof mit Hofladen. Wir wollten wissen, wie es dazu kam, wie das Leben „für alle Beteiligten“ heute am Hof abläuft und welche Aufgaben zu bewältigen sind.

VELIVERY: Wie lange besteht der Burren Bauernhof und wie lange wurde hier Viehwirtschaft betrieben?

Tobias: Das wissen wir nicht genau. Sicher ab 1840 ist es Bauernhof. Und sehr wahrscheinlich wurde seither Viehwirtschaft betrieben.

VELIVERY: Wann hast du den Hof übernommen?

Tobias: Im Januar 2020 habe ich den elterlichen Hof zusammen mit meiner Frau übernommen.

VELIVERY: Wie und wann kam es dazu, dass ihr aus der Nutztierhaltung ausgestiegen seid? Gab es einen speziellen Anlass?

Tobias: Das war ein Zusammenspiel von verschiedenen Faktoren. Immer mehr hinterfragten wir das System der tierischen Lebensmittelproduktion, da es ein Ausmaß angenommen hat, wo wir nicht mehr dahinterstehen können. Wir hatten da bereits ein Kind und das zweite war unterwegs. Ich denke mit dem Elternsein konnten wir besser mitfühlen, wie es für eine Kuh sein muss, wenn sie vom Kalb getrennt wird. Zum Entscheidungszeitpunkt haben wir die sogenannte muttergebundene Kälberaufzucht gemacht, wo das Kalb bei der Mutter bleiben darf für ca. 5 Monate und Milch trinkt. Die restliche Milch haben wir dann noch gemolken. Das war zwar für eine Weile schön und gut, aber irgendwann kommt trotzdem der Zeitpunkt, an dem das Kalb getrennt wird und zum Schlachter geht. Und das ist eigentlich noch schlimmer. Die Mutter rief über eine Woche lang Tag und Nacht nach ihrem Jungen. Mit der Erkenntnis, dass unsere Tiere fühlende Lebewesen sind, wussten wir, dass wir etwas ändern müssen. Für uns stimmt es nicht mehr, Profit aus dem Tod unserer Tiere zu schlagen, die uns tagtäglich vertrauen. Es fühlte sich an wie ein Verrat.

VELIVERY: Wie ging es dann weiter und was ist heute aus dem Bauernhof geworden?

Schritt für Schritt den Hof umgestellt

Tobias: Die Entscheidung fällten wir bereits Mitte 2022. Ab da habe ich keine Kuh mehr künstlich besamen lassen. Kühe müssen immer wieder ein Kalb gebären, damit sie Milch geben. Dann haben wir unser nächstes Umfeld eingeweiht. Und die Kundschaft Anfang 2023 per Broschüre informiert, wie sich unser Angebot im Laden verändern wird. Die Umstellung ging nicht von heute auf morgen. Wir mussten uns auch zuerst überlegen, wie wir da vorgehen. Schließlich waren nicht nur wir betroffen, sondern auch unsere Kundschaft. Und es musste gut überlegt werden, mit welchem Bestand an Tieren wir über die kommenden Jahre klarkommen. Denn wir möchten die Tiere mit selbstproduziertem Futter ernähren, daneben soll auf den Feldern aber genügend Platz sein, um menschliche Ernährung für den Hofladen zu produzieren.

Den Umstieg auf den Lebenshof erfolgte also Schritt für Schritt. Zuerst haben wir kein Fleisch mehr verkauft. Dann keinen Käse mehr und schließlich – seit Ostern 2024 – keine Milch und keine Joghurts mehr. Dafür haben wir spezielle Kulturen wie Hafer, Hirse, Linsen angebaut und verkaufen auch verarbeitete Produkte wie Haferdrink, Linsenburger und Haferbratlinge im Laden.

VELIVERY: Ihr lebt mit vier Generationen am Hof. Tragen alle den neuen Weg mit?

Tobias: Nicht alle gleich. Mein Vater und mein Urgroßvater hatten schon Mühe und verstehen es bis heute nicht, aber sie haben es mittlerweile mehr oder weniger akzeptiert – auch dank den positiven Rückmeldungen der Kundschaft. 

VELIVERY: Gerade die Schweiz verbindet man gemeinhin ja mit Käse und auch fleischorientierter Küche. Daher unsere Frage: Gibt es viele solcher Lebenshöfe in der Schweiz?

Tobias: Konkret weiß ich es nicht genau. Lebenshöfe gibt es zwar schon, aber (noch) die wenigsten haben einen Hofladen, wie wir einen haben.

VELIVERY: Ernährt ihr euch eigentlich selbst vegetarisch oder vegan?

Tobias: Ja, meine Frau und ich ernähren uns mittlerweile fast komplett vegan. Wenn wir eingeladen sind oder auswärts essen gehen, essen wir zumindest vegetarisch und so gut es geht vegan.

Esel Sämi und Lino zwischen glücklichen Kühen und Hennen

VELIVERY: Wie viele und welche Tiere leben heute auf dem Hof und was ist euch dabei wichtig?

Tobias: Bei uns leben 13 Kühe, 3 Ochsen, 3 Wollschweine, 6 Ziegen, 180 Legehennen, 2 Esel, 3 Kaninchen, und 6 Katzen. Uns ist es wichtig, dass wir die Tiere mit möglichst eigenem Futter ernähren können und natürlich dass wir die nötigen Ressourcen für alle aufbringen können. Sei es finanziell oder personell.

VELIVERY: Wir haben gehört, dass es „Neuzugänge“ gibt, zum Beispiel die Esel Sämi und Lino sowie die goldigen Wollschweindamen Alma, Lou und Pepa. Woher kommen die Tiere und wie schafft ihr es, dass sie sich eingewöhnen?

Tobias: Die Schweine kommen vom Emmental. Ein Betrieb hatte kein Platz mehr für die Damen und hat versucht, einen Lebensplatz für sie zu finden. Wir wollten Schweine, da wir immer wieder Nebenprodukte, wie Rüstabfälle von der Gemüseproduktion oder vom Getreide (z. B. Weizenkleie) haben, die eigentlich zu schade sind für den Mist. Die Esel kommen vom elterlichen Betrieb von meiner Frau. Dort hatten sie zwar viel Platz, aber es hatte niemand mehr Zeit, sich um die Esel zu kümmern. Die Esel wollen beschäftigt werden. Und da bei uns auf dem Hof immer viele Leute sind, passt das.

VELIVERY: Welche besonderen Tierpersönlichkeiten befinden sich unter euren Schützlingen?

Das letzte hier geborene Kälbchen – Jungochse Oskar

Tobias: Natürlich Oskar, unser jüngster Ochse. Er ist am 25. März 2023 geboren (am Geburtsdatum unserer Tochter). Das Besondere ist eben, dass wir wussten, dass das jetzt für lange Zeit das letzte Kälbchen ist, das geboren wird. Dann haben wir den Hahn Jonny. Er stolziert immer mal wieder über den Hof. Er entscheidet täglich selber, ob er im Gehege bei den 180 Legehennen oder bei den 3 alten Hennen vor dem Haus seinen Tag verbringen will. Natürlich kräht er auch über den Hofplatz. Die Esel Lino und Sämi machen sich auch immer mal wieder unüberhörbar bemerkbar. Ihren Stall mit Auslauf ist fast neben dem Laden. So begrüßen sie die Kundschaft und genießen dafür nachher Streicheleinheiten.

VELIVERY: Gibt es auch Tierfreundschaften unter den verschiedenen Tierarten?

Tobias: Das ist noch ein bisschen schwierig zu erkennen, da wir die Tiere momentan noch nicht gemischt haben. Aber vielleicht lässt sich da in Zukunft etwas machen. Aber zumindest begrüßen sie sich, wenn sie einander begegnen.

VELIVERY: Wie leben die Tiere auf eurem Hof?

Tobias: Alle Tiere haben großzügige Ställe mit reichlich Stroh als Liegefläche. Die Kühe sind im Laufstall. Wir haben keine Liegeboxen mehr, sondern Tiefstreu. Sie können im Stall selber entscheiden, was sie essen wollen – Silo oder Heu. Alle Tiere dürfen täglich auf die Weide. Manche Tiere brauchen ein bisschen mehr Zuwendung (zum Beispiel die Esel) und andere weniger.

Aber sie freuen sich immer, wenn ich mich mit ihnen beschäftige. Glücklicherweise haben wir seit der Umstellung viel weniger kranke Tiere. Gibt es dennoch Tiere, die nicht fit sind, probieren wir es zuerst auf natürliche Art und Weise. Momentan sind alle Tiere relativ jung. Ich denke in ein paar Jahren, mit dem Alter der Tiere, kommen dann schon Herausforderungen auf uns zu.

VELIVERY: Wie groß ist euer Team, das all die Arbeit stemmt und woher nehmt ihr das Wissen zur Betreuung der unterschiedlichen Tiere?

Ackerbau, Gemüseverarbeitung, Brotbacken und noch viel mehr Arbeit

Tobias: Wir sind momentan 11 Personen, die bei uns arbeiten, davon sechs 100%. Aber da geht es nicht nur um die Tierbetreuung, sondern auch um die hofeigene Kompostierung, den Ackerbau, das Anbauen von Gemüse, das Verarbeiten der Produkte für den Hofladen, das Backen von Brot und Zopf im Holzbackofen. Und eine Person, die im Laden bedient. Denn unser Laden ist von Montag bis Samstag immer geöffnet. Dazu muss man sagen, dass wir alles, was wir auf dem Hof produzieren, komplett über den Hofladen verkaufen. Das ist eine Menge Arbeit.

VELIVERY: Wir haben gelesen, dass es Legehennen auf eurem Hof gibt. Wie ist das mit dem Konzept des Lebenshofes vereinbar?

Tobias: Die Legehennen haben wir vor dem Entscheid zur Hofumstellung  jedes Jahr im Januar geschlachtet und als Suppenhühner im Laden verkauft. Das ist so in der Eierproduktion üblich, da nach ca. einem Jahr die Legeleistung und die Qualität der Eierschale abnehmen. Die, die noch bei uns sind, sind mittlerweile im zweiten Legejahr und dürfen jetzt bei uns alt werden. Sie legen immer noch. Die guten Eier verkaufen wir noch und die anderen verarbeiten wir momentan noch. Vielleicht werden wir sie auch bald zurückfüttern. Was wir machen, wenn die Hennen gestorben sind, wissen wir noch nicht. Denn Stall haben wir ja. Werden wir robuste Hühner kaufen? Oder werden wir von anderen Legeställen Hühner retten? Die Fragen dabei: Unterstützen wir dann nicht einfach indirekt die Eierproduktion? Und die Legehennen sind dermaßen überzüchtet, tut man ihnen dann überhaupt einen Gefallen, wenn man sie so alt werden lässt?

Liebewiler Härzli – echte Schweizer Pasta-Spezialität

VELIVERY: Welche Spezialitäten habt ihr heute in eurem hübschen Hofladen im Angebot und was sind eure Zukunftspläne für das Sortiment?

Tobias: Eine Spezialität sind sicher die Teigwaren. Die machen wir selber und ganz viele verschiedene Sorten (Geschmacksrichtungen und Formen). Dabei sind auch die Liebewiler Härzli, die sich wunderbar eignen als Geschenk. Wir werden in Zukunft vermehrt proteinreiche Kulturen anbauen, wie Linsen und Bohnen. Wir haben noch viele Ideen. Aber alles Schritt für Schritt.

VELIVERY: Wie hat eure Kundschaft auf die Umstellung von Hof und Hofladen reagiert?

Tobias: Ganz unterschiedlich. Man kann es aber so in drei Reaktionen einteilen: Ein Großteil findet es super und ist dabei, die eigene Ernährung auch zu überdenken bzw. zu ändern. Ein Teil findet es super, wird aber gleich weiteressen wie bisher. Und ein Teil findet es doof und kann mit vegetarisch/vegan gar nichts anfangen. Tatsächlich sind es nur wenige, die gar nicht mehr zu uns einkaufen kommen. Schließlich gibt es bei uns noch viele andere tolle Produkte. Im Moment ist auch die Selbstpflücksaison für Beeren, die viele Leute auf den Hof bringt. Und natürlich kommen neue Leute zu uns wegen unseres Konzepts.

VELIVERY: Können Menschen zu Besuch kommen und Kontakt zu den Tieren aufnehmen? Und wie können Menschen, denen eure Arbeit gefällt, euch am besten unterstützen?

Tobias: Ja sicher, immer zu unseren Öffnungszeiten. Dann darf man sich auch frei auf dem Hof bewegen. Auf Anfrage machen wir auch Hofführungen, für Leute, die Interesse haben an unserem Konzept. Unterstützen kann man uns mit einem Einkauf oder mit einer Tierpatenschaft. Infos zu den Tierpatenschaften gibt es auch auf unserer Website https://burehofmaerit.ch/lebenshof/.

VELIVERY: Wir sind beeindruckt von der Entwicklung, der dieser Hof nahm, und euren Einsatz für die Tiere. Wir wünschen euch natürlich weiter viel Erfolg und allen am Hof ein glückliches Leben!