V-STORY
Michael Spahn – Veganer, Visionär, Metzgermeister
Michael Spahn ist gelernter Metzgermeister, seit 30 Jahren selbstständig, Familienvater, kreativer Geist – und Veganer.
Beruflich seit Jahrzenten eng an Fleisch verknüpft zwang ihn ein erhöhter Cholesterinspiegel zu einer Ernährungsumstellung. Zu Gunsten seiner Gesundheit und dem Tierwohl entschied sich der Metzgermeister für eine rein vegane Lebensweise. Mit dieser persönlichen Kehrtwende in Sachen Ernährung hielten auch in seiner Metzgerei vegane Fleischvarianten Einzug. Fortan wurde im eigenen Betrieb ausschließlich Pflanzliches hergestellt, während die Produktion der traditionellen Spahn-Klassiker auf tierischer Basis von einem Partnerbetrieb übernommen wurde. Unter dem Motto „Ich mach jetzt Würstchen ohne Fleisch“ hat der experimentierfreudige Tierfreund für viele seiner Fleischprodukte seither vegane Alternativen im Sortiment. Rezepturen entstehen durch Experimentieren, Ausprobieren und Machen. „Auch ein Stück Fleisch würde ohne Gewürze und das richtige Handwerk nach Nichts schmecken. Geheimnis des Geschmackes sind dementsprechend auch für die pflanzlichen Produkte das gekonnte Würzen, sowie erstklassige Maschinen gepaart mit meisterlichem Metzgergeschick.“
Der Weg weg vom Fleisch
Seine Arbeitsschritte und sein Berufstitel haben sich im Vergleich zu früher nicht geändert – nur die Zutaten sind andere. Während eine vegane Blutwurst auf Basis schwarzer Linsen hergestellt wird, dient in der veganen Weißwurst eine Mehlbasis als Ausgangsmasse.
Zielgruppe und Stammkunden seiner Frankfurter Metzgerei sind eine Mischung aus Veganern, altbekannten Gesichtern sowie neugierigeren „Testern“. Doch in erster Linie kann sich Michael Spahn auf seine treuen Stammkunden verlassen. Da ist die Großmutter, die nach einer veganen Alternative fürs Enkelkind sucht oder der Neu-Veganer, der sich wie Metzger Spahn dazu entschieden hat, sich fortan pflanzlich zu ernähren. Um seiner Berufsehre treu zu bleiben und Meister seiner Zunft nicht zu verärgern, werden die veganen Produkte bewusst anders benannt als ihre tierischen Vorbilder. Die vegane Bratwurst geht als „Griller“ über den Verkaufstresen, während Zwiebelmett (aus Reiswaffeln) als „Hackpetra“ verkauft wird. So schlägt der Metzger zwei Fliegen mit einer Klappe: kein Berufsethos wird verletzt und die veganen Zwillinge sind klar erkenn- und bestellbar.
Pionierarbeit
Mit seinem Meisterbetrieb setzt sich Metzger Spahn trotz einer großen Massenindustrie durch. In einer Zeit, in der immer mehr Metzgereibetriebe schließen, da große industrielle Betriebe ihnen das Geschäft abgenommen haben, besteht Spahns Geschäft seit 1992. Doch auch die Metzger-Großindustrie hat Wind vom veganen Aufschwung bekommen und setzt nun selber im Sortiment auf vegane Alternativen. Angst, verdrängt zu werden, hat Metzger Spahn jedoch nicht. Er fühlt sich vielmehr bestätigt und freut sich über seine „Pionierarbeit“, in der er vegane Wege aufzeigt, die dann unter Umständen durch die „Großen“ in die breite Masse gehen.
Herzensprojekt
Neue Ideen für vegane Produkte gehen ihm dabei ebenso wenig aus wie sein unternehmerischer Wille, mit dem er sein Herzensprojekt angeht. Diese Leidenschaft wird auch durch Kritiker nicht getrübt. Kritik erntet der vegane Metzger vor allem von Veganern, denen es ein Dorn im Auge ist, dass er seinen hauptsächlichen Lebensunterhalt weiterhin mit tierischen Produkten verdient. Aus Verantwortung gegenüber seinen Mitarbeitern und den Familien, die durch die Metzgerei versorgt werden, muss Metzger Spahn seinen Betrieb jedoch auch wirtschaftlich betrachten und kann noch nicht ganz umsteigen. Zum aktuellen Zeitpunkt bringt die vegane Nachfrage noch nicht den Umsatz, die Fleischprodukte in Gänze aufzufangen, sodass er vorerst weiter „zweigleisig“ fahren muss. Sollte sich der vegane Umsatz weiter steigern, wäre es jedoch eine Möglichkeit ausschließlich auf pflanzlicher Basis zu produzieren und zu verkaufen. Bis dieses Ziel erreicht ist, sieht Michael Spahn sein tierisches Sortiment als Subventionierung für seine vegane Entwicklung, mit der er seinen eigenen, pflanzlich geprägten Weg begonnen hat.