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V-STORY

Zwillinge lüften das Geheimnis veganer Ernährung

Ist eine pflanzliche Ernährung gesünder? Das sagt die Wissenschaft in der Netflix-Serie „You are what you eat“

Nun, eine kürzlich veröffentlichte Studie der Stanford Medicine, angeführt von Matthew J. Landry und seinem Team, hat genau das untersucht – und die Ergebnisse sind so faszinierend wie die vielfältige Diskussion über Ernährung selbst. So spannend, dass es aktuell dazu eine mehrteilige Doku bei Netflix gibt („Du bist, was du isst. Ein Zwillingsexperiment“). Hier können wir die Wissenschaftler und Probanden auf Schritt und Tritt folgen und erfahren, welche Auswirkungen eine vegane Ernährung auf die verschiedenen Bereiche des Lebens hat.

Die Kernfrage ist ja stets: Wie kann man unterschiedliche Ernährungsweisen möglichst genau erforschen? Was erlaubt einen wirklich genauen Vergleich zwischen pflanzlicher Ernährung und einer Ernährung mit tierischen Lebensmitteln, wenn Menschen doch so unterschiedlich sind und bereits ganz andere Gene und andere Voraussetzungen mit sich bringen? Der Glücksfall für die Forschung sind hier Zwillinge! Erfahre, welche außergewöhnlichen Ergebnisse Wissenschaftler:innen mit Hilfe von Zwillingen herausgefunden haben und wie sogar eine ganze Netflix-Serie diese Untersuchung in Szene setzt mit unterschiedlichen Teilnehmer:innen, die sich auf das Ernährungsabenteuer einlassen.

Entzweit zu zweit

In dieser Studie traten vom Mai bis Juli 2022 zweiundzwanzig identische, also eineiige Zwillingspaare in einem kulinarischen Ringkampf gegeneinander an: vegan gegen omnivor, pflanzlich gegen tierisch. Aber keine Sorge, es gab keine echten Ringkämpfe – nur Gabeln, Teller und wissenschaftliche Neugier waren im Einsatz. Wichtig ist festzuhalten, dass die Diäten für beide Gruppen gesund waren und Gemüse, Hülsenfrüchte und Obst enthielten. Die Aufteilung in Pflanzen- und Allesesser wurde übrigens ausgelost.

Die veganen Zwillinge tauschten Steak gegen Seitan, Hack gegen Kichererbse und Milchschokolade gegen dunkle Schokolade aus. Ihre omnivoren Geschwister hingegen hielten an der traditionellen „Allesesser“-Diät fest. Diese enthielt über den pflanzlichen Anteil hinaus Huhn, Fisch, Eier, Käse, Milch und andere tierische Produkte. Beiden Gruppen standen während des Projekts Ernährungsberater:innen genauso wie Fitnesscoaches mit Rat und Tat zur Seite. Außerdem wurde den 44 Studienteilnehmer:innen im ersten Monat durch einen Essensservice die Speisen geliefert. Dadurch lernten sie, sich für den restlichen Forschungszeitraum selbst gesunde Gerichte zuzubereiten. Sie unternahmen auch Exkursionen in Gemüsegärtnereien, um sich mit Gemüsesorten vertraut zu machen.

In der Netflix-Doku kannst du merken, wie viel Spaß die Zwillingspärchen dabei haben – und zwar von beiden Gruppen. Da sind beispielsweise Pam & Wendy, Carolyn & Rosalyn, Jevon & John und die Surferboys Charly & Michael (die Cheese Twins, weil sie aus dem Käsebusiness kommen). Auch sonst meist ein Herz und eine Seele, so gehen die Zwillingspärchen auch diese Challenge gemeinsam an, nur jetzt an getrennten Tischen bzw. Tellern.

Acht Wochen vergehen nicht nur mit Kochen und Speisen, sondern auch mit reglementiertem Protokollieren von zahlreichen Daten, die das Mikrobiom, den Stoffwechsel, Blutwerte, Biorhythmus, Viszeralfett und einiges mehr betrafen. In der Dokumentation ist schön zu sehen, wie das ablief und mit wie viel Elan die Teilnehmer:innen bei der Sache waren. Neuste Hightech-Untersuchungsmethoden kamen zum Einsatz. Am Ende kam die Wissenschaft zu einem bemerkenswerten Schluss: Die veganen Zwillinge zeigten eine beeindruckende Verbesserung in mehreren Gesundheitsmarkern. Wir haben uns das einmal angeguckt.

Die harten Fakten für grüne Aussichten

Die Proband:innen wurden nach unterschiedlichen Parametern untersucht. Im Vordergrund standen sportliche und mentale Leistungsfähigkeit, aber auch beispielsweise der Sex-Drive (auch dieser wurde streng wissenschaftlich überprüft 😉 und vor allem wichtige Gesundheitskriterien. Welche Unterschiede stellen Zwillingspärchen hier möglicherweise unter Beweis?

Was die geistige und sportliche Power betrifft, schneiden die Zwillinge mit omnivorem Speiseplan und die sich vegan ernährenden Zwillinge in dieser Studie in etwa gleich ab. Wenn es dir nur um mentale oder sportliche Leistungsfähigkeit geht, dann macht es keinen Unterschied, ob Du Dich vegan oder omnivor ernährst. Dann können andere Gründe den Ausschlag für eine pflanzliche Ernährung geben wie der Umweltschutzgedanke, Nachhaltigkeit und das Tierwohl.

Sobald es jedoch an die Hard Facts der gesundheitlichen Vorbeugung geht, haben die „veganen Zwillinge“ den Vorteil ganz klar auf ihrer Seite. Dies sind die Top-4 Benefits der pflanzlichen Diät in dieser Stanford-Studie:

  1. Herzenssache: Fangen wir mit dem LDL-Cholesterin an, auch bekannt als das „böse“ Cholesterin. Während die omnivoren Zwillinge weiterhin mit relativ hohen LDL-Werten rangen, zeigten die veganen Geschwister deutlich niedrigere Werte. Warum ist das wichtig? Niedrigeres LDL wird mit einem geringeren Risiko für Herzkrankheiten in Verbindung gebracht – also quasi ein Pluspunkt für deine Herzkraft!

  2. Die Süße des Lebens: Als nächstes betrachteten die Wissenschaftler das Nüchtern-Insulin – ein Indikator für die Effizienz, mit der unser Körper Zucker verarbeitet. Die veganen Zwillinge erzielten auch hier niedrigere Werte (um ca. 20% niedriger), was bedeutet, dass ihr Körper Zucker besser verarbeitet. Das ist besonders wichtig, um Typ-2-Diabetes zu vermeiden. Man kann das Ergebnis so deuten, dass die vegane Diät Superpower gegen Zucker verleiht!

  3. Mit Leichtigkeit: Die Zwillinge, die pflanzenbasiert unterwegs waren, verloren mehr Gewicht als ihre omnivoren Geschwister. Obwohl die Reduzierung des Körpergewichts nicht das Hauptziel jeder veganen Diät ist, ist es ein netter Nebeneffekt, besonders wenn man bedenkt, dass kein Kalorienzählen involviert war! Gesundheitlich besonders relevant ist dabei, dass die Zwillinge mit veganer Kost ihren Körperfettanteil und insbesondere das schädliche Viszeralfett, das die inneren Organe umhüllt, senken konnten.

  4. Sich jünger fühlen: Das Wissenschaftsteam konnte nachweisen, dass die Indikatoren für das biologische (Zell-)Alter, das anhand der Telomerelänge in den Chromosomen gemessen wird, bei den Teilnehmer:innen der Vegangruppe sich deutlich veränderten. Obwohl das Experiment nur acht Wochen lief, waren diese Zwillinge biologisch jünger als ihr omnivores Geschwister.

So erläuterte Christopher Gardner aus dem Forschungsteam, der selbst seit 40 Jahren Veganer ist: „Eine vegane Ernährung kann zusätzliche Vorteile bieten, wie eine verbesserte Darmflora und einen geringeren Verlust von Telomeren, was den Alterungsprozess des Körpers verlangsamt“.[1] Gardner ist es auch, den wir in der Filmdoku kennenlernen und der den Proband:innen während ihrer Challenge wertvolle Tipps und Infos zur Verfügung stellt. Und noch ein positives Resultat: 21 von 22 Probanden in der Vegan-Gruppe hielten das Projekt durch und stellten damit unter Beweis, dass man innerhalb von zwei Monaten lernen kann, sich pflanzlich zu ernähren und schon in dieser kurzen Zeit die eigene Gesundheit positiv beeinflussen kann.

Wer hat die Studie durchgeführt?

Vielleicht denkst du dir nun, dass es zum Thema Ernährung schier endlose Studien gibt und oft widersprüchliche Ergebnisse. Das stimmt wohl zum Teil. Dabei kommt es jedoch immer auch auf die Art und den Umfang der Forschungsarbeit an. Welche Qualität hat denn diese Zwillingsstudie?

Die Autoren der Studie „Cardiometabolic Effects of Omnivorous vs. Vegan Diets in Identical Twins: A Randomized Clinical Trial“, wie der monströse Name der Studie lautet, sind eine beeindruckende Gruppe von Wissenschaftlern, die durch ihre akademischen und beruflichen Qualifikationen hervorstechen. Neben noch vielen mehr gehören dazu:

  • Matthew J. Landry PhD RDN – Ernährungswissenschaftler mit einem Doktortitel
  • Catherine P. Ward PhD RD – Ernährungsberaterin mit einem Doktortitel
  • Kristen M. Cunanan PhD – Inhaberin eines Doktortitels in ihrem Fachgebiet
  • Lindsay R. Durand MPH RD – Ernährungsberaterin mit einem Master of Public Health
  • Dalia Perelman MS RDN – Ernährungsberaterin mit einem Master of Science
  • Jennifer L. Robinson PhD – Doktorin in ihrem Fachgebiet
  • Tayler Hennings MPH – Experte mit einem Master of Public Health
  • Linda Koh PhD MS RN – Doktorin und registrierte Krankenschwester mit einem Master of Science
  • Christopher Dant PhD – Inhaber eines Doktortitels
  • Christopher D. Gardner PhD – Inhaber eines Doktortitels und einer der Hauptautoren der Studie

Diese Forschergruppe bringt also eine Vielfalt an Fachwissen in Ernährungswissenschaft, Medizin, im Gesundheitswesen und in verwandten Disziplinen zusammen, was die Studie besonders fundiert und glaubwürdig macht. Das sollte auch Kritiker:innen zu denken geben.

Ernährung für die Zukunft: Geschmack, Spaß, Nachhaltigkeit

In der Doku erfahren wir außerdem eine ganze Menge über traditionelle Ernährungsgewohnheiten und die industrielle Nahrungsproduktion in den USA, die viel Potenzial für Erneuerung bereithalten. Gerade im Kontrast zum Gesundheitsprogramm der Kandidat:innen ist das eindrucksvoll. Neben den erschreckenden Beispielen der Massentierhaltung werden in der Doku aber auch Bio-Bauern gezeigt sowie Produzenten von Fleisch- und Käsealternativen. Und auch Sternekoch Daniel Humm, der sein exklusives 3 Sterne-Restaurant Eleven Madison Park in New York seit 2021 rein vegan betreibt, kommt zu Wort.

Immer wieder betonen die Experten jedoch auch, dass es bei Geschmack und Spaß am Kochen keine Kompromisse geben soll. Unzählige Tipps und Anregungen für köstliche pflanzliche Küche bekommen so nicht nur die Zwillinge, sondern auch die Zuschauer.

Dr. Christopher Gardner bringt das Projekt und sein wegweisendes Ergebnis auf den Punkt: „Diese Studie hat nicht nur einen bahnbrechenden Weg aufgezeigt, dass eine vegane Ernährung gesünder ist als eine herkömmliche omnivore Ernährung, sondern es war auch eine Freude, mit den Zwillingen zu arbeiten“.1

Das können eben nur Zwillinge

Diese Ergebnisse sind besonders spannend, da sie unter genetisch identischen Individuen erzielt wurden. Das heißt, die Wissenschaft hat hier einen Weg gefunden, den Einfluss der Gene zu umgehen und sich direkt auf die Auswirkungen der Ernährung zu konzentrieren. Genau deshalb liebt die Wissenschaft Zwillinge.

Es gab bereits früher kleinere ähnliche Experimente. So verglichen 2021 die Zwillinge Hugo und Ross Turner über 12 Wochen vegane versus omnivore Ernährung. Hugo nahm während des Zeitraums dank der pflanzlichen Ernährung zwei Kilogramm ab und reduzierte seinen Körperfettanteil. Das wies bereits in die gleiche Richtung. Die neue Stanford-Studie hat es aber auf 44 Menschen ausgeweitet und kann damit als aussagekräftiger gelten.

Natürlich gibt es auch bei Zwillingen Unterschiede, die ins Gewicht fallen wie beispielsweise Lebensgewohnheiten. Allerdings geht man bei Zwillingen, die im gleichen Haushalt aufwuchsen, oft von ähnlichen Lebensstilen aus. Und ganz klar können genetische Unterschiede ausgeschlossen werden. Diese kulinarische Schlacht, die in den hochangesehenen Laboren von Stanford ausgetragen wurde, hat uns in jedem Fall gezeigt, dass die veganen Zwillinge nicht nur schlanker wurden und ihr Körperfett reduzierten, sondern auch ihren Cholesterinspiegel und Blutzucker besser im Griff hatten, in Chromosomentests biologisch jünger und beim Libidotest besser abschnitten. Es war fast so, als hätten die veganen Zwillinge grüne Superkräfte entwickelt. Da steckt doch was dahinter, oder? Was ist deine Meinung dazu?

Effekte spüren, durchhalten und Spaß haben

Für uns war ein Ergebnis am beeindruckendsten: in nur wenigen Wochen konnte man die Menschen, die sich diesem Experiment gestellt haben – und zwar beider Gruppen – zu einer oft grundlegend neuen Ausrichtung im Sinne einer gesünderen Ernährung animieren, die sie auch durchhalten konnten und die sich für ihr Wohlbefinden bezahlt machte. Ihre Veränderungen im Lebensstil waren ermutigend mitzuverfolgen.

In diesem Sinn macht die Wissenschaft hier Mut. Die Doku ist ein kurzweiliger Beleg dafür. Und die Menschen darin wachsen einem auch ans Herz, da man einiges über ihren persönlichen Hintergrund sowie über ihre Herausforderungen und Erfolge während des Experiments erfährt. So fasziniert es beispielhaft zu erfahren, dass Wendy & Pam ihre Kindheit in Südafrika mit einer sehr fleischlastigen Kost verbracht haben und heute selbst als Köchinnen arbeiten. Gerade ihr Beispiel könnte Lust machen, ebenfalls mit einer veganen oder mehr pflanzenbasierten Küche und einem neuen Lifestyle zu experimentieren.

Kennst du Zwillinge oder bist selber ein Zwilling?

Das Thema ist tatsächlich spannend, was das große Netflixpublikum belegt. Doch was sind deine Erfahrungen? Zum Abschluss dieses köstlichen wissenschaftlichen Banketts laden wir von Velivery alle Zwillinge da draußen ein, ihre Geschichten zu teilen. Ob du nun Avocado-Toast-Liebhaber:in oder Fleisch-Fan bist, deine bzw. eure Erfahrungen können helfen, die faszinierende Welt der Ernährung weiter zu beleuchten. Also lasst uns deine Geschichte hören – vielleicht findest du aber auch heraus, dass dein Zwilling genauso verrückt nach Kichererbsen ist wie du! Wir sind gespannt!



Die Rezepte

Das große Fazit aus der Studie ist auf jedenfall: Dein selbstgemachtes veganes Fast-Food daheim schmeckt sicherlich genauso (wenn nicht sogar besser ;-)) und ist garantiert vegan. Probier doch unsere „Fast Food“ – Rezepte einfach mal aus.


1Quelle: https://medizindoc.de/veganismus-verbessert-herz-kreislauf-gesundheit/
Zu Netflix: https://www.netflix.com/de/title/81133260