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VEGAN PERSONALITY

Klimafreundlicher Genuss – das Buch

Interview mit Buchautorin Natalie Reichelt

Vegan fürs Klima heißt ihr innovatives Kochbuch. Darin entführt sie in die Welt der regionalen, saisonalen und selbstverständlich rein pflanzlichen Küche. Die Dresdner Landschaftsarchitekturstudentin und Bloggerin Natalie Reichelt hegt schon seit etlichen Jahren den Wunsch, den Umweltschutz in einen modernen Lifestyle und in eine Genießer-Kulinarik zu integrieren. Dafür ist sie schon länger aktiv. Gerade über leckere pflanzliche Küche kann man die Menschen erreichen, so ist Natalie Reichelt überzeugt. Im Gespräch mit Velivery erzählt sie uns mehr über ihr Buch, die Beweggründe und was sie sonst noch so alles auf die Beine stellt. Auch ihre Rezepttipps dürfen nicht fehlen!

VELIVERY: Wie kam es zu dieser Buchidee?

NATALIE: Nach meinem Abitur habe ich ein freiwilliges ökologisches Jahr bei der Wildnisschutzorganisation „Wilderness International“ gemacht. Dort habe ich mich für den Erhalt der Regenwälder in Kanada eingesetzt und wurde zunehmend für Themen der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes sensibilisiert. Meine Lieblingsaufgabe war mitunter die Zubereitung des Mittagessens für das ganze Büro, welches immer vegetarisch und größtenteils vegan ausfiel. Als ich während dieses Jahres auch die Berechnung des CO2-Fußabdruckes kennenlernte, kam in mir die Idee auf, dass man anhand dieses Verfahrens doch prima sichtbar machen kann, wie klimaschädlich bestimmte Lebensmittel sind. Also eine Art Kalorienrechner, nur dass nicht die Menge an Kilokalorien angezeigt wird, sondern die Menge an Klimagasen, welche für ein Lebensmittel verbraucht werden. Und so tauchte ich tiefer und tiefer in zahlreiche Studien zu diesem Thema ein, legte mir eine eigene Datenbank an, und die Idee meines Kochbuches reifte immer weiter heran.

Ernährung aus Gesundheitsgründnen umgestellt – und wegen des Geschmacks dabeigeblieben

VELIVERY: Seit wann bist du selbst Veganerin und was hat dich zu dieser Ernährungsweise motiviert?

NATALIE: Seit 2016 ernähre ich mich pflanzenbasiert. Damals war meine Gesundheit der ausschlaggebende Punkt. Ich litt unter Akne und hatte radikal meine Ernährung auf vegan + zuckerfrei + glutenfrei umgestellt. Schon nach wenigen Monaten konnte ich Erfolge sehen und fühlte mich körperlich fitter. Doch da ich mich zu diesem Zeitpunkt fast ausschließlich von Obst und Gemüse ernährte und gesunde Fette und Kohlenhydrate vernachlässigte, habe ich viel zu schnell an Gewicht verloren und bin dadurch in eine Essstörung gerutscht. Im Zuge meines Heilungsprozesses habe ich gelernt, wie eine vollwertige, gesunde Ernährung auszusehen hat.

Das heißt für mich heute: Leben ohne Verzicht und dem Körper das geben, was er braucht. Demnach möchte ich hier auch offen und ehrlich zu euch sein und mitteilen, dass ich mich nicht zu 100% vegan ernähre, sondern ab und zu auch etwas Tierisches esse. Nichts destotrotz lebe und liebe ich die pflanzenbasierte Ernährung und mir ist es eine Mission diese Leidenschaft auch an andere Menschen weiterzugeben.

VELIVERY: Dein Wissen und deine frischen Ideen gibst du als Bloggerin weiter. Wo findet man dich auf Instagram und was ist dein Schwerpunkt?

NATALIE: Hier findet man mich unter @nataliereichelt. Bei meinen Beiträgen handelt es sich um einen bunten Mix aus pflanzlichen Rezepten, Informationen zum klimafreundlichen Kochen und artsy Food-Bildern. Also all das, was mir Spaß macht und wo ich denke, meinen Follower:innen einen Mehrwert geben zu können.

VELIVERY: Welche Schritte in deinem Leben haben dazu geführt, dass du auf nachhaltiges Leben aufmerksam wurdest und wie war der Weg dann zum Kochbuch?

Dank ökologischem Jahr die Zuammenhänge verstanden

NATALIE: Wie vorhin schon erwähnt, war der erste Schritt, meine Ernährungsumstellung aus rein gesundheitlichen Gründen. Doch im Laufe meines freiwilligen ökologischen Jahres habe ich zunehmend Nachhaltigkeits-Inputs bekommen und gelernt den Zusammenhang zwischen der Ernährung und unserem Klima zu verstehen. Da Kochen meine Leidenschaft ist und mir gleichermaßen eine gesunde Umwelt am Herzen liegt, wollte ich diese Dinge vereinen und ein Rundumpaket für nachhaltiges Kochen kreieren, in dem ich mein Wissen weitergebe und aufzeige, wie lecker, einfach und gesund eine umweltschonende Ernährung sein kann – und das ganz ohne Verzicht.

VELIVERY: Bist du Köchin oder woher stammen deine kreativen Rezeptideen im Buch?

NATALIE: Köchin bin ich nicht, auch wenn ich in den letzten Jahren immer mal wieder überlegt habe, noch eine Ausbildung in diese Richtung zu machen. Aktuell bin ich Studentin der Landschaftsarchitektur und liebe es, nebenbei in der Küche zu stehen und neue vegane Leckereien zu kreieren.

Die Inspiration für meine Rezepte stammt zum einem von nicht-veganen Rezepten aus meiner Kindheit. Zum anderen versuche ich aus dem saisonalen Obst-und Gemüse-Angebot etwas Neues und Innovatives zu zaubern. Also beispielsweise die Steckrübe so in Szene zu setzen, dass sie an Beliebtheit gewinnt und nicht nur als Elefantenfutter bekannt ist.

VELIVERY: Wie kompliziert ist es? Können die Rezepte in deinem Buch von jedem ohne große Koch-Expertise nachgekocht werden?

Zutatenliste überschaubar halten und auf Exoten verzichen

NATALIE: Meine Rezepte sind einfach umzusetzen und machen richtig Spaß in ihrer Zubereitung. Bei der Kreierung war mir besonders wichtig, die Zutatenlisten überschaubar zu halten und auf exotische Komponenten zu verzichten. Somit bekommst du schon im normalen Supermarkt, alles für meine Rezepte und das sogar echt günstig, da ich mit saisonalen und regionalen Zutaten arbeite. Lediglich ein paar vegane Grundzutaten wie Hefeflocken, Schwefelsalz oder Kala Namak und Sojasauce sollte man zu Hause haben. 

VELIVERY: Was ist das Besondere an den Rezepten in deinem Buch? Außer dass sie alle vegan sind, natürlich.

NATALIE: Als Besonderheit habe ich für jedes Rezept die CO2-Emissionen berechnet und mit denen eines tierischen Gerichtes verglichen. So wird auf den ersten Blick sichtbar, dass mit der veganen Variante bis zu 60 % der klimaschädlichen Treibhausgasen eingespart werden können.Auf diese Art und Weise möchte ich mit meinem Buch zeigen, wie einfach sich Kochen und Essen mit einem umweltfreundlichen Lebensstil vereinbaren lassen. Zudem enthält mein Buch einen Infoteil zum klimafreundlichen Kochen mit selbstillustrierten Grafiken, welche die Thematik auf eine moderne Art veranschaulichen.

VELIVERY: Warst du in deinem Buch auch als Food-Fotografin tätig und hast an der Gestaltung des Buches mitgewirkt? Was war dir dabei wichtig?

Fast alles am Buch selbst gemacht

NATALIE: Ja das war ich. Tatsächlich habe ich den Großteil an meinem Buch selbst gemacht: den Inhalt, die Rezepte, die Fotos, das Saisonkalender-Poster und das Layout. Ausschließlich bei der Cover-Illustration habe ich die Hilfe in Anspruch genommen. Bei der gesamten Buch-Gestaltung war mich wichtig, die Thematik auf eine moderne und zeitgemäße Art und Weise zu veranschaulichen und gleichermaßen leckere Rezepte mit ihren CO2-Emissionen aufzuzeigen, so dass die Menschen Lust bekommen, diese pflanzlichen Leckereien nachzukochen.

VELIVERY: An wen richtet sich dein Buch?

NATALIE: Mein Kochbuch richtet sich an alle, die sich auf einen erfrischenden Input freuen und gerne nachhaltig kochen und leben wollen!

VELIVERY:  Was macht deine Rezepte gut fürs Klima? Und wie funktioniert es?

NATALIE: In meinem Buch habe ich für jeden Monat 4 Rezepte kreiert. So präsentiere ich dir regionale und saisonale Obst- und Gemüsesorten in einem neuen Look. Zudem verzichte ich auf exotische Superfoods wie Chiasamen, Avocados oder Agavendicksaft und zeige dir die regionalen Alternativen auf. Denn durch ihre kürzeren Transportwege, werden weniger Treibhausgase ausgestoßen, wodurch sie einen kleineren CO2e-Wert haben und demnach klimaschondender sind.

Natalies Top-3 klimafreundliche Zutaten

VELIVERY: Kannst du mal deine besten 3 Tipps nennen für „klimafreundliche“ Zutaten, zum Beispiel im Herbst und Winter?

NATALIE:

  1. Gemüse aus der Lagerware verwenden (Kartoffeln, Kürbis, Wurzelgemüse, Kohlsorten, Äpfel, Zwiebeln).

  2. Konserven wie eingelegtes oder fermentiertes Gemüse, z. B. Kimchi, sind super zum Aufpimpen der Gerichte und nebenbei auch super gesund.

  3. Zitrusfrüchte und Granatäpfel aus Bio-Anbau und europäischer Herkunft haben sogar einen geringeren CO2-Wert, als Äpfel aus der Lagerware und können mit gutem Gewissen verzehrt werden.

VELIVERY: Das Thema Nachhaltigkeit bewegt ja immer mehr Menschen. Was können wir aus deiner Sicht noch tun, um  in diesem Sinne achtsam zu leben?

Einen Gang runterschalten …

NATALIE: Ich bin ein Fan davon, wieder zum Ursprung zurückzukehren und in unserer schnelllebigen Welt einen Gang herunterzufahren. Dazu zählt für mich:

  • den Einkauf zu Fuß oder mit dem Rad zu erledigen

  • größtenteils frisch zu kochen und Dinge selbst zu machen wie Brot backen, Gemüse fermentieren oder die eigenen Kräuter auf der Fensterbank anbauen

  • den Produkten gegenüber eine Wertschätzung und Dankbarkeit entgegenbringen

  • den Fokus auf Biodiversität + Regionalität + Saisonalität richten.

Am meisten liegt mir allerdings am Herzen, dass wir uns untereinander austauschen und Lust haben voneinander zu lernen, anstatt mit den Finger auf uns zu zeigen und sich über die Schwachstellen zu echauffieren.

VELIVERY: Welche Rolle spielen für dich das Tierwohl, Umweltgedanken und die Naturverbundenheit? Wie können wir uns deinen Alltag und dein Engagement in dem Bereich vorstellen?

NATALIE: Da ich Landschaftsarchitektur studiere, bin ich täglich mit Nachhaltigkeitsthemen konfrontiert und lerne Orte so zu planen, dass sie grüner werden und als ganzheitliches System den klimawandelbedingten Wetterereignissen standhalten können. Nebenbei versuche ich auf verschiedene Arten und Weisen mein Wissen über eine nachhaltige Ernährung weiterzugeben. So halte ich Kochkurse, Kochshows oder Vorträge und teile meine neusten Lieblingsrezepte auf Instagram.

Schlemmen und Spaß haben – Natalies Empfehlungen

VELIVERY: Was würdest du den Menschen mitgeben, die anfangen wollen, selbst bewusster und pflanzlicher zu konsumieren und zu essen? Wie kann der Einstieg gelingen?

NATALIE: Am besten ohne Angst und Perfektionismus an die Sache herangehen und sich Schritt für Schritt einer pflanzlichen Ernährung nähern. Niemand wird von heute auf morgen vegan. Deshalb empfehle ich es, sich in seinem eigenen Tempo einer pflanzlichen Lebensweise anzunähern. Jede kleine Veränderung bewirkt etwas Gutes und das Kochen und Backen soll ja vor allem eines: Spaß machen!

VELIVERY: Nun sind wir ganz frech und fragen einfach, ob du exklusiv für unsere Leser:innen, einen Sneak Preview in dein Buch erlaubst. Uns also eins deiner Lieblingsrezepte verrätst?

NATALIE: Aber sehr gerne doch! Mein Liebling für den Herbst und Winter ist der karamellisierte Rosenkohl. Denn bei der Röstung im Backofen wird der Rosenkohl herrlich knusprig und schmeckt ganz anders, als man ihm in gekochten Zustand kennt. Zusammen mit Karotten, Kartoffeln, goldbraun gerösteten Haselnüssen, saftigen Granatapfelkernen und Zuckerrübensirup entsteht eine winterliche Köstlichkeit, welche schlagartig alle schlechten Vorurteile über den einst so umstrittenen Rosenkohl verschwinden lässt.

VELIVERY: Danke, Natalie, für deine Tipps und eine Zeit.

Wer jetzt neugierig geworden ist auf auf das Kochen mit Klima-Rechner und vor allem mit frischen saisonalen und regionalen Zutaten sowie megaleckeren Rezepten, der wirft am besten gleich mal einen Blick in Natalies Buch „Vegan fürs Klima“. Die 60 Rezepte von Natalie begleiten dich rund ums Jahr. Und den Kalender für jede Jahreszeit liefert sie gleich mit.

Hier könnt Ihr vorab 3 Rezepte von Natalie testen und unbeschwert genießen …

Entdecke drei passende Rezepte zum Herbstanfang