VEGAN PERSONALITY
Harte Schale – Öko im Herzen: Topias Rohde
„meine frühere ernährung bestand mehr aus fleisch als salat…“
Einst war Topias Rohde fest in der Hamburger Nacht- und Szenewelt verankert. Als Partygastronom machte er die Nacht zum Tag und stärkte sich tagsüber mit fleischlastigen Mahlzeiten für den kraftzehrenden Job in der Szene. „Meine frühere Ernährung bestand mehr aus Fleisch als Salat. Mein Döner bestand eher aus Brot mit Sauce und Dönerfleisch, dafür habe ich das Grünzeug weggelassen“: so beschreibt Topi sein früheres kulinarisches Ich. Dies änderte sich, als er seine heutige Frau kennenlernte, die schon ihr Leben lang Vegetarierin war. Inspiriert durch ihre fleischlose Lebensweise fing auch Topi an, sich dem Thema Ernährung von einer anderen Seite zu nähern. Bei seiner Recherche stieß er dabei auf die Dokumentation „earthlings“, die ihm schlagartig die Augen öffnete und ihn dazu bewog „einen Schritt weiterzugehen.“ Dies kündigte er auch seiner Frau an und diesmal zog er sie mit, denn auch sie war bereit ein gänzlich tierfreies Leben zu versuchen. Beide sind bis heute dabeigeblieben und leben gemeinsam mit ihrer kleinen, 5-jährigen Tochter nun bereits seit 11 Jahren sehr zufrieden rein vegan.
Die Doku, die seinem Leben – neben dem seiner Frau – eine weitere Kehrtwende verpasst hat, empfiehlt Topi jedem. „Die Distanz zum Stück Fleisch auf dem Teller oder zum Glas Milch ist einfach viel zu groß. Die Werbung verspricht gesundes, hübsches Essen und lässt das Tierleid, das dahintersteht, außen vor. Vielen Menschen ist der Bezug zum lebenden Tier und ihrer industrialisierten Haltung, die ein günstiges Fleischstück im Supermarkt ermöglicht, überhaupt nicht bewusst“, resümiert der überzeugte Veganer.
„eye opener“ momente
Für Topi waren es zwei „Eye opener“ Momente, die ihn überzeugten, vegan zu leben. Zunächst überzeugte ihn der Gedanke, über seine Ernährung einen eigenen großen Einfluss auf die Schonung von unserem Planeten, unseren Ressourcen und unserem Klima zu nehmen. Dem auf direktem Fuß folgend, war der zweite wichtige Grund vegan zu leben, das Tierwohl. Nachdem er realisiert hatte, was industrielle Tierhaltung und auch Bio-Tierhaltung bedeutet, gab es für Topi nur einen Entschluss: „Bei sowas Grausamen bin ich raus. Da mache ich nicht mehr mit.“
Mit der Gründung und als Teil der Geschäftsführung von „Vincent Vegan“, einer hocherfolgreichen rein veganen Fast-Food-Kette, lebt er heute durch seine Arbeit das, was ihn ethisch und moralisch treibt, und kann dabei obendrein noch die Liebe zum Essen und zur Gastronomie voll ausleben. Mit seiner Arbeit will er auch anderen Menschen die Augen öffnen, und noch viel wichtiger: echte geschmackliche Fast-Food-Alternativen bieten, die einen in diesem Bereich nichts mehr vermissen lassen.
„ich möchte den Planeten so unbeschädigt wie möglich hinterlassen.“
Zudem sieht er sich als Vorbild, dass nicht alle Veganer unterernährt, blass und totale Freaks sind. „Wir essen tatsächlich nicht nur Steine und sind zwar Öko im Herzen, aber dadurch keine seltsamen Außenseiter“ lacht Topi über die häufigsten Vorurteile, die einem als Veganer im Alltag begegnen.
Der coole Vollblutgastronom ist dabei weit weg vom Zeigefinger-schwenkenden Moral-Apostel. Wenn man ihm zuhört, fühlt man sich ermutigt, sich mehr mit dem eigenen Einfluss auf unsere Erde zu beschäftigen. Er selber geht dabei – auch für seine kleine Tochter – mit gutem Beispiel voran: „Ich möchte den Planeten so unbeschädigt wie möglich hinterlassen.“ Für seine Tochter ist es ihm dabei wichtig, dass sie den Mut hat, eigene Entscheidungen zu treffen. So nascht sie auch mal Parmesan im Kindergarten, weil ihr der einfach gut schmeckt. Milch möchte sie aber definitiv nicht trinken und auch die Wiener Würstchen bei der Tante haben es ihr nicht so angetan. Da mag sie die „normalen, veganen Würstchen zuhause“ einfach lieber. Und so lebt sie mit ihren 5,5 Jahren vollwertig vegan mit kleinen kulinarischen, selbst gewählten Ausnahmen. Ein top Blutbild und Gesundheitszustand geben Topi dabei recht, dass vegane Ernährung für Kinder auch kein Buch mit sieben Siegeln ist und viel normaler in unserer Gesellschaft werden sollte.
gut ist ein veganes gericht für topi dann, wenn es allen schmeckt.
Je nach Stimmungslage ist dabei Unterschiedliches möglich. Freitagabend mit ‘nem Bier eher der Fast-Food-Klassiker von Vincent Vegan – beim Sportprogramm eher vegane Kost von Deliciously Ella. Wichtig ist auch, als Veganer die 80:20 Ausgewogenheit zu leben. Dabei gilt 80 % gesund zu leben und sich zu 20% – wie Topi es nennt – „Zeug zu gönnen“: Eis und Bier darf dabei nicht fehlen.
Wenn er selber zu Hause in der Küche steht, ist seine Traumvorstellung die ganze Familie à la couleur am Tisch sitzend zu haben: da ist der Schwager aus der Karibik, aufgewachsen im Zuhause von großen Steaks und fettigem Fast Food: den USA, der finnische Onkel, der noch selber auf die Jagd geht, sein Papa mit dem hart erarbeiteten Bierbauch und die Schwiegermutter, die schon ihr ganzes Leben rein vegetarisch isst. Sie alle sitzen zusammen und gehen satt und zufrieden nach Hause, ohne dass sie geschmacklich etwas vermisst haben. Im Idealfall hat Topi für alle dabei nicht nur vegan, sondern frisch und ganz ohne Ersatzprodukte gekocht. Sein Tipp für diese Traumvorstellung: sowohl die asiatische als auch die Levante-Küche haben uralte vegane Gerichte, die es schon immer gab, in denen Hülsenfrüchte und Gewürze dominieren und nichts Tierisches im Topf landet. Auch in weiteren arabischen Regionen sowie in Südindien gibt es diese alten, traditionell veganen Gerichte, die einen wunderbaren Geschmack mit sich bringen und dafür gemacht sind, die ganze Familie am Tisch zu vereinen: genau so, wie Topi es heute im kleinen Stil für seine Familie zu Hause und im großen Stil für alle Überzeugten bei Vincent Vegan macht.