VEGAN PERSONALITY
Powerfrau mit Leidenschaft für Tiere
Interview mit der Influencerin und Tierrechtsaktivistin Victoria Müller
Victoria hat das, was man wohl einen breiten Horizont nennt. Auf ihrem Blog behandelt Autorin, (Radio)-Moderatorin, Influencerin und Tierretterin Victoria Müller eine ganze Palette von hochaktuellen und grundsätzlichen Lebensfragen. Da geht es um Gleichberechtigung und Feminismus ebenso wie um mentale Gesundheit, Selfcare, Soziales und Kulinarisches. Das zentrale Thema ist und bleibt in ihrem Leben das Tierwohl. Mit Leidenschaft ist sie überall dabei, doch für die Tiere ist sie, die übrigens schon lange Veganerin ist, zur Aktivistin geworden. Im Gespräch erzählt uns Victoria alles darüber, wie es dazu kam, wie ihr aufregendes Leben aussieht und was sie noch so vorhat.
VELIVERY: Du bist Philologin, hast also Germanistik und Anglistik studiert, und angehende Wissenschaftshistorikerin. Was sind deine Motive dahinter und wie passt das zusammen mit deinen Projekten fürs Modeln und fürs Tierrecht, womit du in deiner Community bekannt bist?
VICTORIA: Tatsächlich war mein Germanistik- und Anglistik-Studium vor meiner Social Media Arbeit schon da. Ich habe einfach eine große Leidenschaft für Sprache und Literatur, so wie Geschichte – dazu gleich aber noch mehr. Ich habe mir damals während des Studiums auf Facebook eine große Community aufgebaut und da schon über Themen wie Antirassismus und Veganismus gesprochen.
Das war 2011 – also vor Ewigkeiten. Die Inhalte aus meinem Studium habe ich dort eigentlich nie platziert, erst als die Debatte um das Gendern entfachte, musste ich meine Expertise in dem Bereich einbringen und die hitzige Debatte faktisch einordnen. Zur Wissenschaftsgeschichte bin ich gekommen, weil ich mich sehr stark gegen das Thema Tierversuche einsetze, zunächst im akademischen Rahmen. Ich forsche zur historischen Grundlage des Goldstandards Tierversuch und befasse mich mit aktueller Forschung und Debatten rund um die Übertragbarkeit und Wissenschaftlichkeit von Tierversuchen – vor allem in der biomedizinischen Forschung. Ich wollte dazu auch schon immer mehr auf meinem Kanal erzählen – ein guter Vorsatz für das neue Jahr 🙂
VELIVERY: Du bist im Osten des Landes kurz vor dem Mauerfall geboren und dann am Lande in der Nähe von Frankfurt am Main aufgewachsen, warst in London und lange in Berlin und lebst heute in einem Dorf in Brandenburg. Ein wilder Mix, könnte man sagen. Gibt es dennoch einen roten Faden?
VICTORIA: Der rote Faden ist vermutlich der Kontrast Ost-West, Land und Metropole. Ich habe in den letzten Jahren viel darüber nachgedacht, was es für mich persönlich bedeutet, dass es das Land, in dem ich geboren bin und in dem meine Familie sozialisiert wurde, nicht mehr gibt. Ich bin sehr dankbar, dass es so gekommen ist und ich in Freiheit leben kann.
Zwischen Tattoo-Model und Tierschutz-Engagement
VELIVERY: Deine Karriere hast du als Punk und Tattoomodel mit grünen Haaren gestartet. Gleichzeitig kann man lesen, dass du schon mit zehn Jahren auf deiner ersten Demo für Gerechtigkeit teilgenommen hast. Dann ging es weiter als Bloggerin. Von 2011 bis 2020 warst du unter dem Namen „Victoria van Violence“ unterwegs. Worum ging es dabei, und was davon lebt Victoria heute noch?
VICTORIA: Ich habe lange einen Künstlernamen getragen. Diese Art des Namens kommt aus dem Roller-Derby und ich fand das irgendwie faszinierend. Ich habe aber schon immer politische Themen besprochen, wenn vielleicht auch manchmal oberflächlicher als heute. Also eigentlich war das, was ich im Netz gemacht habe, immer ein ganz guter Spiegel dessen, was ich auch selbst so getan habe, wer ich so war und bin und was mich umtreibt.
VELIVERY: Du moderiertest auch beim Radio und hast ein sehr persönliches Buch über Depression geschrieben. Du scheinst ein Talent für fast alle Medien zu haben und scheust dich dabei nicht, dich so zu zeigen, wie du bist, mit allen Facetten und auch inneren Kämpfen. Ist das das Geheimnis deines Erfolges?
VICTORIA: Ich war lange bei Radio Fritz und bin es schon länger nicht mehr. Tatsächlich sage ich bei solchen Anfragen (denn ich wurde damals gefragt, ob ich im Radio moderieren möchte) erstmal ja, wenn es mich interessiert. Um dann zu merken, dass ich noch viel zu lernen habe. Aber ich hab‘ Bock auf Herausforderungen und neue Aufgaben. Inzwischen kann ich sagen, dass diese furchtlose Einstellung sicherlich auch dazu geführt hat, dass ich heute da bin, wo ich bin.
VELIVERY: Du transportierst in deinen Auftritten und auf Instagram all die Inhalte, die dir am Herzen liegen. Hat man als Influencerin da auch eine gewisse Verantwortung als Vorbild?
VICTORIA: Man hat definitiv eine Verantwortung, wenn man in der Öffentlichkeit steht. Man beeinflusst Menschen, daher kommt schließlich der Begriff „Influencer“. Und diese Beeinflussung kann auf vielen Ebenen passieren, ob man zum Kauf von Waren animiert oder politische Impulse setzt. Ich möchte Menschen anregen, sich über gesellschaftliche Themen Gedanken zu machen und zu hinterfragen, warum man vielleicht manchmal unkritisch Menschen glaubt. Also ich sehe das durchaus auch kritisch, dass „wir“, die wir in der Öffentlichkeit stehen, häufig viel Gehör bekommen und uns oft einfach alles geglaubt wird.
Von der Hundenärrin zur überzeugten Veganerin
VELIVERY: Eine deiner großen Leidenschaften sind Tiere und du setzt dich für ihre Rechte und den Schutz ein, auf deinen Social-Media-Kanälen, aber auch als Botschafterin. Woher kommt diese Passion und welche Aktivitäten unterstützt du konkret?
VICTORIA: Eine Botschafterin für einen Verein bin ich nicht, höchstens für meinen eigenen Verein: ddao Tierschutz e. V.! Tiere liegen mir schon immer am Herzen, ich war bereits als Kind total hundevernarrt. Vor 16 Jahren habe ich beschlossen, kein Fleisch mehr zu essen, weil ich diese Industrie nicht mehr unterstützen möchte. Und seit 13 Jahren lebe ich vegan. Also ich habe meinen eignen Konsum angepasst und versuche online, aber auch offline, über Themen wie Massentierhaltung und Tierversuche aufzuklären. Dabei unterstütze ich diverse Vereine bei ihrer Aufklärungsarbeit, habe selbst Undercover-Recherchen in der Mast begleitet, Tiere befreit und bin aktiv in der Tierrettung, sogar im Kriegsgebiet. Und seit kurzer Zeit betreibe ich einen eigenen kleinen Lebenshof. Tierschutz und der Kampf für Tierrechte ist mein Leben.
Victorias Lebenshof wächst
VELIVERY: Lebst du selbst mit Tieren?
VICTORIA: Ja, bei mir leben drei Hunde aus dem Tierschutz. Rambo aus dem Berliner Tierheim, Kiwi aus der Ukraine und Rocky aus einer Tötungsstation in Rumänien. Außerdem leben auf dem Hof aktuell sechs Pekingenten, die vor Weihnachten aus der Mast befreit wurden. Im Jahr 2025 werden noch drei Mini-Schweine von einem anderen Lebenshof und Enten hinzukommen und dann schauen wir mal, wie sich der Lebenshof weiter gestaltet.
VELIVERY: Aus der Liebe zu den Tieren bist du überzeugte Veganerin. Welche Rolle spielt der Veganismus in deinen beruflichen Aktivitäten?
VICTORIA: Mir wurde klar, dass ich weder die Tier-Industrie durch meinen Konsum unterstützen möchte noch totes Tier essen will. Der Einsatz für die Rechte der Tiere bestimmt meine beruflichen Aktivitäten maßgeblich. Bei Kooperationen achte ich natürlich darauf, dass diese mit meinen Werten vereinbar sind und nicht selten sage ich lukrative Jobs deshalb auch ab. Und inzwischen besteht mein Content zum Großteil aus Tierschutz-Themen.
Rezepttipps von Victoria – wenn’s mal schnell gehen muss
VELIVERY: Was sind deine liebsten pflanzlichen Gerichte und Leckereien?
VICTORIA: Ich liebe vegane Lasagne, die habe ich inzwischen perfektioniert. Aber ich bin genauso ein großer Fan von gebackenem Tofu, in jeder Form. Und was ich auch liebe: Obst und Gemüse. Ich esse wahnsinnig gerne einen guten Salat, Ofengemüse oder Obstsalat.
VELIVERY: Teilst du mit unserer Community drei deiner Rezeptempfehlungen für Gerichte, die sich gut auch in einen stressigen Alltag integrieren lassen?
VICTORIA: Was ich gerne esse, wenn es auch mal schnell und einfach sein soll: Brotsalat. (Altes) Brot in Stücke schneiden, mit Olivenöl und Knoblauch in der Pfanne anbraten. Tomaten und rote Zwiebel klein schneiden, alles mit dem gerösteten Brot vermengen, Olivenöl und Balsamico drauf – Salz, Pfeffer. Immer lecker. Wraps finde ich ebenfalls immer klasse. Dafür muss man nicht mal den Herd schmutzig machen. Schön mit Soja-Joghurt-Alternative, Salat, Tomate, Avocado und Tofu. Und ich esse gerne eine Eigenkreation, wenn es bei mir schnell gehen muss, ich aber was Deftiges essen will: Gnocchi in der Pfanne anbraten, Zwiebel und Paprika dazu, Sojasahne-Ersatz und kurz aufkochen lassen. Salz und Pfeffer und eine Prise Kala Namak und schon fertig.
Be a rebel!
VELIVERY: Dein neustes Buch heißt „Be a Rebel!“. Worum geht’s dabei? Und gibt es neue Projekte, in du dich mit dem für dich bekannten Engagement stürzt?
VICTORIA: Das Buch ist ein Buch über Aktivismus. Ich habe mich dazu entschieden ein niedrigschwelliges Buch zu verfassen, was sich an jene richtet, die spüren, dass sich etwas ändern muss. Aber vielleicht nicht wissen wie und wo anfangen. Ich erzähle davon, wie ich politisiert wurde in meiner Jugend, wie Aktivismus entstanden ist und unsere Welt zum Besseren verändert hat und wie man selbst aktiv werden kann. Dabei habe ich versucht, das Thema Aktivismus möglichst breit, unterhaltsam, ermutigend und authentisch aufzubereiten. So dass man beim Lesen denkt „alles klar, los gehts!“.
Aktuell baue ich den Lebenshof Wilder Spreewald auf, mit angeschlossener Wildtierstation. Wir werden zudem Tierrettungen in unserem Landkreis machen und da zum Beispiel mit der Feuerwehr zusammenarbeiten. Zudem bilde ich mich stetig weiter zum Thema evidenzbasierten Wildtiermanagement und möchte in dem Bereich noch viel mehr Aufklärungsarbeit leisten. Es wird also nie langweilig.
VELIVERY: Liegt dir noch was auf dem Herzen, was du mit unserer flexitarischen und veganen Leserschaft für ein authentisches, zufriedenes Leben teilen magst?
Kritsch bleiben und authentisch & zufrieden leben
VICTORIA: Immer kritisch bleiben, auch sich selbst gegenüber. Das ist etwas, was ich auch lernen musste. Niemand ist perfekt. Wir wissen alle nicht alles und es ist immer gut, sich selbst und die Welt um einen herum zu hinterfragen. Vor allem in Bezug auf unseren Umgang mit Tieren sowie mit dem Planeten, der Umwelt, anderen Menschen. Ich glaube, wenn man immer offen bleibt für Gespräche und Debatten und bereit ist, auch mal zu sagen „da lag ich irgendwie falsch“, kann man wirklich authentisch und zufrieden leben.
VELIVERY: Danke für deine Anregungen und die Einblicke in dein Leben! Wir wünschen dir alles Gute!
VICTORIA: Vielen Dank.
Schnelle Rezepte à la Victoria
Victoria liebt leckere Rezepte, die im Handumdrehen fertig sind. Wie wär’s heute mal mit …